Bericht aus der Siegener Zeitung
Eindrucksvolles Konzert von MC 1888 Wilnsdorf und Frauenchor Cantabile
La Wilnsdorf. Ein turbulentes Jahr – mit Chorleiter-Wechsel und späterer Gerichtsverhandlung – endete für den Sängerbund Wilnsdorf friedlich. In einem wunderschönen, stimmungsvollen Konzert am Tag vor Heiligabend gaben der MC 1888 und der Frauenchor Cantabile in der überfüllten kath. Kirche St. Martinus ein Adventskonzert, das musikalisch ganz im Zeichen der Besinnung und der Ankunft des Lichts stand. »Dieses Licht«, so Alfons Quast, der informativ durch das Programm führte, »kennt keine Grenzen, weder im Raum noch in der Zeit. Dieses Licht kommt sowohl als feiner Strahl wie auch als breiter Schein und erleuchtet die Dunkelheit. Dieses Licht ist Sinnbild von Hoffnung und Wärme, von Mitgefühl und Frieden.«
Und so waren auch die ausgewählten Chorwerke, die nach einigen Minuten der Besinnung in der Dunkelheit erklangen, ganz auf das Licht abgestellt. Die beiden Chöre wollten ihren Abend als »Licht für die Ohren« verstanden wissen. Sie übersprangen Länder- und Sprachgrenzen, überspannten Jahrhunderte. Und der Wunsch, am Ende des Abends zu einem inneren Frieden nach der hektischen Vorweihnachtszeit zu kommen, dieses Ziel erreichten die beiden Chöre, als zum Schluss des rund eineinhalbstündigen Konzerts »Stille Nacht« erklang und der Weihnachtsbaum erstrahlte.
Für Chordirektor Thomas Bröcher als neuen musikalischer Leiter des MC 1888 Wilnsdorf, war das Konzert eine gelungene Premiere, die mit viel Beifall bedacht wurde. Mit der »Adventsmotette« von August Eduard Grell eröffnete der MC 1888 die Stunden der Besinnung, bevor »Salve Regina« von Kai-Erik Gustafsson erklang, in dem Maria gegrüßt wird als Königin, als Mutter, als Inbegriff von Leben und Hoffnung. Gustafsson, so Quast in seinen einführenden Worten vor jedem musikalischen Block, hat in seinem »Salve Regina« die Kluft zwischen Verbannung im Tränental und der zu hoffenden Erlösung aus der Verbannung in sehr spannungsvolle Harmonien umgesetzt.
Die beiden letzten Lieder des ersten Blocks – »Vater unser« und »O Herr, welch ein Abend« (Solist Horst Müller) – erinnerten u.a. daran, dass es eine höhere Macht gibt, die das Brot ebenso gibt, wie das Licht des Tages und den Schimmer des Mondes.
Der Frauenchor Cantabile (Leitung Christina Schmitt) führte die Besucher im Gotteshaus mitten hinein in das Weihnachtsgeschehen. In »Gloria in excelsis Deo« und »Herbei, o ihr Gläubigen«, ging es darum, sich zu freuen und zu jubeln, dass ein König und Herrscher der Heerscharen kommt. Zwei Lieder, die der Frauenchor sehr einfühlsam interpretierte.
Im Film »Wie im Himmel« von Kay Pollack geht u.a. auch um eine Frau, die gequält, unterdrückt und geschlagen wurde und die ihre Selbstachtung und den Lebensmut im Kirchenchor des Dorfes wiederfindet. Diese Frau heißt Gabriella. In einem berührenden Solo sang Anna Nordmann – begleitet von Jens Neuser am Piano – auf schwedisch die Geschichte jener Frau, die nach all der Pein mit Zuversicht in ihre Zukunft blickt.
So wie das Licht keine Grenzen kennt, so kennt auch die Sprache keine Grenzen. Cantabile rundete seinen Vortrag mit drei Liedern in italienischer, lateinischer und englischer Sprache ab. Franziska Adolf und Jonathan Zimmermann trugen die Weihnachtsgeschichte »Ein Geschenk für Jesu« vor, bevor der MC Wilnsdorf musikalisch mit »All night, all day« – Arrangement Kunibert Koch, Solopart Michael Schultes – den zweiten Konzert-Teil eröffnete und mit »Hold out your light« wieder das Licht in den Mittelpunkt stellte. Während der Chor die Botschaft des schwedischen Komponisten Paul Sjolund »verkündete«, wurde das Friedenslicht – angezündet in der Geburtsgrotte Jesu in Bethlehem – in die Kirche getragen.
Jens Neuser (Orgel) und Martin Kettner (Trompete) versetzten mit dem Hirtenlied »Pastorale« von Domenico Zippoli die Zuhörer in die Zeit von 1710 bis 1720 und erinnerte daran, als italienische Hirten zur Weihnachtszeit vor den Madonnenbildern aufspielten.
Mit den Wünschen zu einer frohen Weihnacht und einem glücklichen neuen Jahr »We wish you a merry Christmas« leitete der MC 1888 Wilnsdorf das besinnlichen Ende ein. Von den englischen Glückwünschen wechselte der Chor über zur tschechischen Melodie »Trommellied« (Trommel: Florian Droege) mit deutschen Textpassagen und schließlich zu »Stille Nacht«.
Mit dem Kauf der Eintrittskarte ging eine Spende an die neu ins Leben gerufene Bürgerstiftung Wilnsdorf, die u.a. auf Anregungen aus dem Sängerbund heraus entstand. So wurde an diesem Abend eine Brücke zwischen sozialem Engagement und einem Konzert geschlagen. Die Resonanz wird den Sängerbund Wilnsdorf beflügeln, auf dem jetzt neu eingeschlagenen Weg weiterzuschreiten.